12 praktische Ratschläge für Trauernde und  12 praktische Ratschläge für Tröstende

1. Nehmen Sie Hilfe an!
Wenn Ihnen jemand seine Hilfe anbietet, nehmen Sie sie an und erlauben Sie damit, Ihnen Mitgefühl entgegenzubringen.

2. Vergessen Sie nicht Ihre Gesundheit!
Trauern ist kräftezehrend. Achten Sie daher auf regelmäßiges Essen und Trinken und gönnen Sie sich genügend Ruhe.

3. Entscheiden Sie nicht vorschnell!
Viele Menschen haben z. B. den Entschluss, persönliche Gegenstände des Verstorbenen möglichst schnell aus dem Haus zu schaffen, später bereut, weil damit wertvolle Erinnerungen unwiederbringlich genommen wurden.

4. Seien Sie geduldig!
Es gibt keine ‘Vorschrift’, wann Ihre Trauer beendet sein muss. Auch wenn Sie noch nach Jahren (z. B. am Geburtstag von Verstorbenen) von Trauer ergriffen werden, ist das nicht ‘unormal’, sondern ein natürlicher Vorgang.

5. Üben Sie Nachsicht!
Seien Sie geduldig mit sich selbst, und auch mit Ihren Mitmenschen. Ein scheinbares Sich-Zurückziehen ist oft ein Zeichen von Hilflosigkeit. Und wenn jemand etwas Falsches sagt, geschieht dies nicht in böser Absicht sondern aus fehlender Erfahrung.

6. Vorsicht vor Medikamenten und Alkohol!
Drogen können vorübergehend von Trauer ablenken. Aber sie machen abhängig und ziehen die Trauerarbeit unnötig in die Länge. Medikamente wie zum Beispiel Beruhigungsmittel sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden!

7. Stehen Sie zu Ihren Gefühlen!
Gefühle zu unterdrücken hilft nicht. Weinen ist erlaubt - auch Männern. Und (mit)geteiltes Leid ist halbes Leid: sprechen Sie über Ihre Gefühle oder schreiben Sie sie auf, wenn Sie keinen Zuhörer finden.

8. Steigern Sie sich nicht in Vorwürfe!
Leicht sucht man einen Schuldigen für den Tod, überlegt, ob andere, Sie oder der Verstorbene selbst den Tod nicht hätten verhindern können. Versuchen Sie, den Tod als eine unabänderliche und naturgegebene Tatsache anzunehmen.

9. Ihr Leben geht weiter!
Versuchen Sie, durch alltägliche Beschäftigung (z. B. Einkäufe, Hobbys) wieder einen geregelten Ablauf in Ihr Leben zu bekommen . Es ist bestimmt nicht im Sinne eines Verstorbenen, durch seinen Tod auch Ihr Leben zu beendet zu wissen.

10. Setzen Sie sich nicht unter Druck!
Sie müssen Ihre individuelle Trauerzeit weder abbrechen noch unnötig hinauszögern: Das Überwinden des Schmerzes schafft Raum für positive Erinnerungen an das gemeinsam Erlebte, und eine “Mindest-Trauerdauer” gibt es nicht.

11. Leben Sie im Heute
Es bringt Sie nicht weiter nur in Erinnerungen zu leben oder nur in der Sorge vor Morgen oder Übermorgen. Konzentrieren Sie Ihre Kräfte auf die Gegenwart und versuchen Sie, das Heute positiv zu erfahren - Sie haben es sich verdient.

12. Suchen Sie Kontakte
Auch, wenn viele Menschen in der ersten Trauer lieber alleine sind: Flüchten Sie nicht in Einsamkeit, sondern suchen Sie Kontakte oder beleben Sie alte Bekanntschaften. Auch andere Trauernde oder ein Seelsorger kann hier eine Hilfe sein.

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12 praktische Ratschläge für Tröstende

1. Seien Sie da!
Aus Angst, nicht richtig helfen zu können, ziehen sich viele Menschen zurück um zu warten, bis sich der Trauernde “wieder gefangen hat”. Für Trauernde ist es jedoch nicht wichtig, wie ‘professionell’ ein Trost ist, sondern nicht alleingelassen zu sein.

2. Hören Sie zu!
Trauer ist eine neue, ungewohnte Situation mit neuen, ungewohnten Gefühlen. Da hilft es, reden zu können und jemanden zu haben, der einfach da ist und zuhört. Aber lassen Sie den Trauernden entscheiden, wann, worüber und ob er sprechen möchte.

3. Machen Sie keine Vorschriften!
Für Trauer gibt es keine vorgeschriebenen Formen. Vermeiden Sie solche Sätze wie “Du musst jetzt ...” oder “an deiner Stelle würde ich ...”; machen Sie stattdessen Angebote: “Was hältst Du davon, wenn ...”.

4. Lassen Sie Gefühle zu!
Wenn ein Trauernder weint, lassen Sie ihn, und wenn Ihnen selbst danach ist, dann weinen Sie mit. Gefühle zu unterdrücken um es dem anderen ‘nicht zu schwer zu machen’ wirkt kalt und unbeteiligt.

5. Üben Sie Nachsicht!
Wer trauert, denkt und fühlt anders als Sie es kennen oder erwarten mögen. In der Trauer kann Zorn auf alles und jeden entstehen - auch auf Sie! Seien Sie darauf gefasst; vielleicht reagieren Sie selbst in einer Trauersituation genauso.

6. Widersprechen Sie nicht pauschal!
Oft fühlen sich Trauernde für den Tod des Verstorbenen verantwortlich. Sagen Sie dann nicht “Das stimmt nicht”, sondern machen Sie deutlich, dass kein Mensch Macht über Tod und Leben hat und Versäumnisse nicht in böser Absicht geschehen.

7. Ergreifen Sie Initiative!
Mit einem Satz wie “melde Dich, wenn Du mich brauchst” werden Sie keine Reaktion hervorrufen. Bieten Sie konkrete Hilfe an, z. B. bei der Hausarbeit, im Garten, bei Einkauf und Behördengängen, beim Betreuen von Kindern oder Haustieren.

8. Seien Sie konkret!
Pauschale Angebote wie “wir können ja ‘mal Kaffeetrinken gehen” verpuffen. Laden Sie bewusst ein: “Ich erwarte Dich morgen Nachmittag”. Und wiederholen Sie die Einladung, wenn sie beim ersten Mal nicht angenommen wird.

9. Helfen Sie langfristig!
Hilfe ist nicht nur unmittelbar nach der Beerdigung gefragt, sondern auch später. Beispielsweise am Geburtstag des Verstorbenen, am eigentlichen Hochzeitstag, bei anderen Familienfesten oder zu Weihnachten.

10. Sprechen Sie über Verstorbene!
Wer über Verstorbene bewusst nicht spricht, um beim Hinterbliebenen keine schmerzhafte Erinnerung auszulösen, handelt, als hätte der Verstorbene für ihn nicht existiert; klammern Sie Verstorbene bei Gesprächen über die Vergangenheit nicht aus.

11. Begreifen Sie Trauer als individuell!
Wenn Sie eigene Trauer-Erfahrung haben, sprechen Sie darüber. Aber sagen Sie nicht “ich weiß, was Du jetzt fühlst”: Jeder Trauernde durchlebt eine individuellen Situation und sucht eine individuelle Lösung!

12. spielen Sie den Tod nicht herab!
Einen ‘schönen’ oder ‘leichten’ Tod gibt es nicht. Dem Tod eines geliebten Menschen auf diese Weise Positives abgewinnen zu versuchen, wird kaum als Hilfe empfunden werden.